Funke für Glas entfacht

Bewährter Werkstoff wurde im Workshop neu entdeckt

MS-2021-Workshop-Glas

Reisbach.  Der Werkstoff Glas fasziniert seit Jahrhunderten die Menschen, doch, neueste Entwicklungen zeigen auf, dass sich immer weniger praktisch damit beschäftigen. Will heißen, gerade die Glashütten, aber auch hochtechnische Betriebe entlang der weithin bekannten Glasstraße finden kaum mehr Nachwuchs. Nun soll das Projekt „Zukunft Glasgestaltung“ den Betroffenen im Bayerischen und Oberpfälzer Wald als traditionsreiche Glasregion unter die Arme greifen. Deshalb rief das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung einen Fördertopf unter dem Begriff „Landkultur“ ins Leben. Daraus werden Dinge, die zum immateriellen Kulturgut gehören, gefördert. Das Arberland Regio ist Nutznießer dieses Projektes, das auch von der Maximus-von-Imhof-Mittelschule genutzt wurde.
Insgesamt vier Klassen konnten dazu Barbara Zehner zu einem Workshop begrüßen. Sie schaffte es, den Funken für Glas bei den Schülern zu entzünden. Die Glaskünstlerin aus Fürstenzell sammelte sich in über 30 Jahren einen reichen Erfahrungsschatz an, den sie auf diese Weise an Interessenten weiter gibt. Nachdem sie auch einen guten Draht zu Kindern und Jugendlichen hat, konnte sie bei den Schülerinnen und Schülern die Neugierde für dieses zukunftsträchtige Material wecken. Mit Konzentration und Begeisterung legten sie Hand an und lernten dabei verschiedene Techniken kennen, mit denen sich Glas individuell gestalten lässt. Alle nötigen Utensilien hatte sie in ihrer mobilen Werkstatt mitgebracht. Die Teilnehmer konnten somit fachlich begleitet verschiedene Arbeitsschritte umsetzen.


Da wurde geschnitten, graviert und gemalt und Glas in Flach- wie in Hohlform verarbeitet. Dabei konnte jeder individuell entscheiden, wie er mit dem Werkstoff hantieren wollte und nachdem genügend Zeit blieb, gerne auch mehrere Arbeiten fertigen. Unter anderem wurde ein Spiegel gestaltet. Es war schon ein beeindruckendes Erlebnis, dass es reichte, die große Platte anzuritzen, damit sie an der gewünschten Stelle brach. Nachdem man die Kanten genommen hatte, durfte graviert oder Glasscherben als zierende Elemente aufgebracht werden. Die Schüler  lernten Optul-Farben kennen, die zum Bemalen von Flachglas geeignet sind. Es handelt sich hierbei um farbiges pulverisiertes Glas, das verflüssigt wird. Nachdem sie die ersten Entwürfe auf Papier gebracht hatten, durften sie sich mit den Farben experimentieren und jeder seine eigene Glasplatte kreieren. Da diese Farben beim Fusing dauerhaft aufgebracht werden, werden die Teile in den nächsten Tagen an der Schule bei 840 Grad gebrannt. Die Ergebnisse sind dann in einigen Tagen sichtbar. Zusätzlich konnte man sein persönliches Trinkglas nach eigenen Vorstellungen gravieren. Auch hierfür wurde vorher ein Entwurf auf Papier gezeichnet. Dabei war bei allen Arbeiten jeder sein eigener Künstler und setzte die individuellen Ideen um.


Konkret zielt das Projekt „Zukunft Glasgestaltung“ darauf ab, Schüler, wie Lehrkräfte für die gestalterische Arbeit mit dem Werkstoff Glas und die Bedeutung von Design zu begeistern. Mit der gemeinsamen Arbeit bauten die Schülerinnen und Schüler zugleich ihre Teamfähigkeit aus.


Besonders bemerkenswert: Den ersten Workshop absolvierte Barbara Zehner in der Klasse 8a. Sie war nicht nur eine der ersten Klassen nach dem Lockdown, die sie wieder besuchte. Vor gut eineinhalb Jahren war sie in der damaligen 6. Klasse bereits zu einem Workshop hier – im Übrigen der letzte vor Corona. Nun zeigte sich schnell, dass die heutigen Achtklässler mit derselben Begeisterung wie damals zu Werke gingen und dass sie vor allem Vieles von dem, was sie damals lernten, noch kannten. So konnte durchaus mit höheren Ansprüchen gearbeitet werden. Weitere Workshops gab es für die Klasse 7a sowie die beiden neunten Klassen, die mit derselben Hingabe an die Arbeit gingen. Ginge es nach Barbara Zehner, wäre es für sie besonders erfreulich, wenn Glas als heimisches Produkt, auch weiterhin im Unterricht mit eingebaut werden würde.

 

MS-2021-Workshop-Glas

Viele schöne Unikate entstanden unter Anleitung von Barbara Zehner.