Reisbach. „Abenteuer Pubertät“ bringt die Ausnahmesituation dieses Lebensabschnittes, der nicht nur die Heranwachsenden, sondern auch die Eltern oftmals extrem fordert, auf den Punkt. Unter diesem Aspekt blickte Heidi Walter genauer auf besagte „spannende“ Phase. Die Sozialpädagogin referierte an der Maximus-von-Imhof-Mittelschule, organisiert vom Elternbeirat, wozu alle Eltern eingeladen waren. Vorsitzende Sandra Huber wie auch Rektorin Martina Huber begrüßten die Anwesenden.
Heidi Walter stellte fest, dass die Pubertät immer früher einsetze. Dabei werden Wachstums- und Geschlechtshormone ausgeschüttet, Geschlechtsorgane entwickeln sich und die Körperbehaarung beginne. Pubertät bedeute körperliche und geistige Veränderungen: Der Jugendliche müsse seinen neuen Körper kennen und akzeptieren lernen. Oft herrsche eine große Diskrepanz zwischen dem innerlichem, kindlichen Bild und dem äußerlichen, erwachsenen. Starke Gefühlsschwankungen vom intensiven Erleben der Euphorie bis zur Trauer stellen ebenfalls eine Herausforderung dar. „Das Gehirn gleicht einer Großbaustelle“. Hier tue sich einiges, wonach überflüssige Verbindungen gekappt und benötigte gestärkt werden. Die Horizonte des Jugendlichen weiten sich. Sie möchten die Welt verändern, Prinzipien werden wichtig. Heidi Walter betonte auch, dass die Denkweisen häufig durchaus realistischen Grundlagen entbehren.
Oftmals werde erst gehandelt und dann gedacht. Der Jugendliche müsse in dieser Phase herausfinden, „wer bin ich“, was oftmals durch Provozieren und Grenzüberschreitungen geschehe. Zu diesem Zeitpunkt können sie sich kaum in andere hineinversetzen. Wer sich wundere, warum sie plötzlich „die Nacht zum Tag“ machen, sollte wissen, dass das Schlafhormon Melatonin mit bis zu zwei Stunden Verspätung ausgeschüttet werde. „Jugendliche sind wie Hummer, die ihren alten Panzer abgelegt haben, um zu wachsen. In dieser Zeit ist man sehr empfindlich.“
Heidi Walter stellte in diesem Zusammenhang das Magische Erziehungsdreieck von Klaus Hurrelmann als wertvollen „Ratgeber“ vor. Demnach sei ein Eckpunkt das „Anerkennen“, wozu das aktive Zuhören und das Einfühlen gehören. Des weiteren führte sie das „Anregen“ auf. Hier gehe es um Impulse, nicht um Ratschläge und darum, das erwünschte Verhalten positiv zu bekräftigen. Hinzu komme das „Anleiten“, damit sowohl der Heranwachsende wie die Eltern gut durch diese Zeit kommen. Es mache Sinn, angemessene Umgangsregeln sowie Sanktionen zu vereinbaren und was ebenfalls sehr wichtig ist, sei die Konsequenz der Erwachsenen. Um Regeln aufzustellen, empfahl die Referentin Familiensitzungen, wofür man sich aber bewusst Zeit nehmen müsse, denn Probleme und wichtige Themen lassen sich nicht zwischen Tür und Angel lösen. Dabei sollte der Zeitpunkt für alle günstig sein und derlei Zusammenkünfte regelmäßig zu einem festen Termin stattfinden. Die Atmosphäre darf, ja sollte, durchaus gemütlich sein. Hierbei werden sinnvolle Leitfäden gemeinsam erarbeitet, wobei deren Brüche auch Konsequenzen nach sich ziehen. Letztlich müsse jede Familie ihr eigenes Modell entwickeln. Dabei haben beide Seiten die Aufgabe, dem anderen ein Stück weit entgegen zu kommen ohne das Ziel zu verlieren, dass sowohl Jugendliche als auch Erwachsene damit zufrieden sein können.
Heidi Walter.